«Modeerscheinung» Social Media

11. Mai 2016 von

Am 17. März 2016 fand in München die AllFacebook Marketing Conference (AFBMC) statt. Es versammelten sich knapp 500 Teilnehmer um den Social Media Experten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zu lauschen. Man hoffte auf neue Erkenntnisse und exakte Anleitungen, wie man sich in der großen bunten Welt der „Sozialen Netzwerke“ zurecht finden kann. Doch es wurde vor allem eins klar – es gibt noch viel zu lernen. Und was noch wichtiger ist – es wird immer viel zu lernen geben. Social Media präsentiert sich als ständig wandelbare und vor allem nicht enden wollende „Modeerscheinung“. Jeder hört davon, viele nutzen es, aber viel zu viele scheinen gar nicht wirklich zu wissen, wie man es richtig einsetzt.

Man kann es ein bisschen mit der Mode vergleichen. Es gibt viele verschiedene Kombinationsmöglichkeiten und jedes Unternehmen und jede Marke muss die für sich perfekte Lösung „maßschneidern“. Ob Snapchat, Pinterest, Instagram, Facebook, Periscope, WhatsApp oder wie sie alle heißen. Doch aus dieser Masse das richtige auszuwählen scheint die größte Schwierigkeit zu sein.

Was wir von der AFBMC vor allem mitgenommen haben, ist, dass diese „maßgeschneiderte“ Social Media Lösung viel Arbeit ist. Arbeit, die man zwar auch in kleinen Teams bewältigen kann – es ist und bleibt dennoch Arbeit.

Social Media besteht nicht nur daraus, tausende von Euros in ein hübsches Werbemittel zu stecken. Man muss vor allem daran arbeiten, für seine Marke ein kreatives und passendes Konzept zu schneidern. Das heißt eben auch viel Content Generierung. Und dieser Begriff „Content“ tauchte immer wieder in den Vorträgen auf.

Schon im ersten Beitrag versuchte Robert Seeger aufzuzeigen, dass man wegkommen muss vom Storytelling und hin zum Storydoing. Denn Content soll vor allem Reaktionen bei den Nutzern kreieren und das kann man heutzutage nicht mehr nur mit hübschen hochklassigen Bildern erreichen. Teuer produzierte Videos, die toll synchronisiert sind, funktionieren in den Sozialen Netzwerk einfach nicht so gut. Keiner möchte zuhören. Der Daumen stoppt nur bei fesselnden Bildern. Und für diesen Daumen-Stopp hat man teilweise nur wenige Sekunden Zeit. Also weg von den teuer produzierten Bildern und her mit dem Mut zur „schlechten Handyfilm Qualität“. Für teure HD Filme geht man ins Kino, bleibt 120 Minuten still im Sessel sitzen und geht dann kommentarlos wieder nach Hause. Und jetzt mal ganz ehrlich: Wer möchte heutzutage kommentarlos in den sozialen Netzwerken bleiben? Denn auch Likes und Shares sind nur noch eine kurze Daumenreaktion und danach passiert meistens nicht mehr viel. Heutzutage muss der Nutzer vor dem Bildschirm und dem Smartphone gefesselt werden. Nutzer mit in den Prozess der Produktion einzubinden ist hier die beste Möglichkeit. Ob Live Chats oder Real Time Regie-Anweisungen durch Nutzer. Denn wer weiß am besten, was die Masse sehen will, wenn nicht die Masse selbst?

Und mit „Mut“ ging es auch bei der nächsten Rednerin Niddal Salah-Eldin weiter. Sie ist Head of Social Media bei „Die Welt“ und präsentierte das Konzept des „Troll fressenden Community Managements“. Der Mut auf provokante und unsinnige Kommentare mancher „Welt“-User mit schlagfertiger Ironie und Witz zu antworten, beeinflusste so ziemlich alle KPIs der Seite positiv.

Doch nicht für alle ist dieses „Story Doing“ das richtige. Ein nicht wirklich neues aber teilweise noch nicht so häufig genutztes NICHT SOZIALES Netzwerk ist vor allem für Anbieter „schöner“ Dinge sehr interessant. Das Bookmarking Tool Pinterest schleicht sich so langsam in die Welt des Social Media ein und zeigt, dass sich auch diese „Modeerscheinung“ konstant halten kann. Pinterest wird von Jan Honsel als das Tool beschrieben, das die Zukunft eines Users beschreibt. Man hat auch hier ein Profil und anstatt sein eigenes Leben tagebuchartig wie auf Facebook und Instagram zu veröffentlichen, werden bei Pinterest Ideen, Inspirationen und Faszinationen gespeichert. Da die meisten Nutzer hier Frauen sind, setzen sich die meisten Pins aus den Bereichen Mode, Beauty, Food und Reisen zusammen. In den letzten Jahren hat sich Pinterest zu dem zweitgrößten Traffic Generator entwickelt und ist extrem wichtig für Kaufentscheidungen. Auch hier gibt es wie immer viel, was man falsch machen kann. Es reicht als Brand nicht aus, bloß Links von der eigenen Seite zu bookmarken. Wie jedes soziale Tool – und wir benutzen hier absichtlich nicht das Wort Netzwerk – hat auch Pinterest seine eigenen Add Ons, die immer wieder angepasst und erweitert werden. Diese Betonung auf „kein soziales Netzwerk“ ist für Country Manager Jan Honsel besonders wichtig. Denn es geht eben nicht um die „Interaktion“ der einzelnen Nutzer. Die wichtigsten KPIs sind Impressionen, Re-Pins und Klicks. Für Traffic Generierung wird Pinterest in der Zukunft ganz sicher eine noch wichtigere Rolle spielen.

Für uns als Marketing Agentur war es überraschend, wie wenig über die herkömmlichen Ads gesprochen wurde. Wir als Agentur suchen natürlich stets zuerst nach Content basierten Lösungen, doch wissen wir auch, dass man um das klassische Display Ad auch nicht herumkommt. So bietet natürlich Facebook auch immer wieder neue und spannende Werbeformate ohne die man manche Business Ziele nicht erreichen kann. So gab es auch einen spannenden Vortrag zu Local Ads von Thomas Hutter. Local Ads sind zwar nicht wirklich neu in der Facebook Ad Welt, dennoch scheinen viele Unternehmen die Möglichkeiten, die dieses Format bietet, nicht wirklich auszuschöpfen. Hutter selbst erzielte sehr gute und günstige Ergebnisse mit diesem Werbemittel und Facebook selbst entwickelte erst vor kurzem die Local Insights, die einen sehr spannenden Einblick in Standorte der Nutzer geben können.

Auch der Beitrag zu den Facebook Lead Ads brachte uns interessante und neue Einblicke. Die Möglichkeiten hier sind sehr vielseitig. Es muss nicht zwingend bei der klassischen Generierung von Newsletter Anmeldungen bleiben. Gewinnspiele, Recruiting, Umfragen oder Downloads können genauso ein Ziel des Ads sein. Interessant ist das Format vor allem für Unternehmen mit einer nicht responsiven Seite. Das Ad kann zwar auch auf eine externe Seite verlinken, der Lead kann aber auch auf Facebook selbst geschehen.

Der letzte Beitrag, den wir uns an diesem informativen Tag anhören durften, wurde aufgrund einer Erkrankung spontan in die Konferenz eingebracht. Es ging um den „Verfall“ von YouTube und die „Übernahme“ der Videointegration durch Facebook. Facebook hat in den letzten Jahren sehr viel in dem Bereich Bewegtbild entwickelt. Einbringungen wie z.B. Slideshows oder Live-Videos sind auf YouTube vergeblich zu finden. Mit dem Autoplay Button und der Anpassung des Newsfeed Algorithmus konnte Facebook in den letzten Jahren beeindruckende Videoaufrufe vorlegen. Dennoch ließ sich das fast schon totgesagte YouTube nicht unterkriegen. Wir alle kennen die zahlreichen YouTuber, die ihren Inhalt größtenteils nur dort veröffentlichen. Denn Fakt bleibt, dass Facebook für diese Branche aufgrund der nicht gut ausgebauten Monetisierung, uninteressant bleibt. Außerdem bleibt YouTube dank Google im Bereich Entdeckbarkeit ganz weit vorne. Denn was Facebook eindeutig noch fehlt, ist die „Suchbarkeit“ von Inhalten. Videos werden teilweise zwar prominent im Newsfeed platziert, diese aber nach Tagen wieder zu finden, bleibt fast schon unmöglich.

Auch hier bleibt es nicht aus, wieder die Brücke zur „Modeerscheinung“ zu legen. Denn genau wie Mode kommen auch die sozialen Netzwerke, denen der Verfall prophezeit wird, immer wieder. In den letzten Jahrzehnten gab es zahlreiche Stile, die immer wieder ausprobiert wurden und heutzutage trägt sowieso jeder das, was er will. Genauso scheint man auch die Sozialen Netzwerke immer wieder neu für sich zu entdecken. Die Entwicklung der Technik spielt dabei sicher keine unwichtige Rolle. So sind wir gespannt, wie sich die Trends der Sozialen Medien entwickeln und wo wir in einem Jahr stehen. Hoffentlich feiern wir keine „Live Partys“ in Neonleggins und jeder tanzt alleine per Live Übertragung zu Hause vor dem Smartphone.

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