In einem Mailing an Channel-Betreiber hat YouTube angekündigt, ein werbefreies Abo-Modell einzuführen. Gegen eine monatliche Gebühr können sich Nutzer dann von Werbeeinblendungen freikaufen. Wie Techcrunch schreibt, plant YouTube, 55 Prozent der Einnahmen zu behalten und den Rest nach einem bestimmten Schlüssel unter den Content-Lieferanten verteilen.
Nicht klar ist, was das YouTube-Abo kosten soll. Spekulationen deuten darauf hin, dass es deutlich unter 10 Dollar werden. Auch der Starttermin steht noch nicht offiziell fest. Beobachter bringen die Einführung des Abos mit dem Update der Nutzungsbedingungen zum 15. Juni in Verbindung.
So ganz überraschend kommt dieser Schritt von YouTube nicht. Ein vergleichbares Angebot für Musikvideos, YouTube Music Key, gibt es ja bereits – wenn auch aufgrund laufender Lizenzstreitigkeiten nicht in allen Ländern. Ausserdem hat Google das Abo schon vor langer Zeit angekündigt.
Uns beschäftigt natürlich die Frage, was sich dadurch für Werbetreibende ändert.
Kurzfristig: wenig. Das Modell will erst einmal eingeführt und promotet werden. Dann sehen wir, ob es sich durchsetzt und wie viele Nutzer auf das Angebot einsteigen.
Wenn man davon ausgeht, dass das YouTube-Abo ein Erfolgsmodell wird, ergeben sich langfristig aber doch ein paar Konsequenzen für Werbetreibende.
- Die Qualität der erreichten Nutzer steigt. Wer keine Lust auf Werbung hat, holt sich das Abo. Übrig bleiben diejenigen, die nichts gegen Werbung oder sogar Freude daran haben. Es bleiben also weniger Kontakte, dafür aber von höherer Qualität.
- Der Cost per View steigt. Die Reichweite könnte sinken, während gleichzeitig immer mehr Unternehmen auf YouTube werben möchten.
- Die Qualität der Kampagnen steigt. Auf YouTube gilt: Wer eine höhere View-Through-Rate aufweist, bezahlt weniger. Der Druck ist also hoch, unterhaltsame Spots einzusetzen, die bis zum Ende durchgeguckt werden. Das muss nicht immer der 30-Sekünder aus der letzten TV-Kampagne sein, der am besten funktioniert. Die speziell auf das Web-Publikum zugeschnittene Kreation wird allein aus Kostengründen mehr Aufmerksamkeit geniessen als bisher.
Unabhängig von Start und Erfolg des YouTube-Abos ist sicher, dass das Potenzial der Videoplattform für Markenkommunikation in Europa noch nicht annähernd angemessen erkannt und genutzt wird. Und das trotz der spannenden Interaktionsmöglichkeiten und der (im Vergleich zu TV) noch moderaten Preise. Wer die vorhandenen Chancen nutzen und mehr über die künftigen erfahren möchte, sollte uns ansprechen.